Hälfte des Himmels

Übersetzt von Matthias Göritz und Amalija Maček

Wir saßen wie Vögel
in den höchsten Wipfeln
des Kirschbaums vom Nachbarn und das Licht
floss uns über die Hände und darüber hinaus,
über die Äste und den Stamm
bis auf den Boden. Den Hang hinunter zum Meer
zwitscherten Wünsche, hungernd
nach Tagen ohne Stunden,
die wir wie vertvollen Schmuck
um braun gebrannte Hälse legten
und lernten, wie der Schatten
sich immer mit der Sonne bewegt.
Wir haben die Tore der Häuser
aus Föhrenduft nicht abgesperrt.
Jeder hatte seinen Schlüssel,
der auch das Meer aufsperrte
auf der erwärmten Fläche,
sodass wir in gekühlte Tiefen fielen
wie Zirkusaffen
und jedes Mal kehrten wir um Haaresbreite
größer zurück.
Als wir abends die Folgen
des Spiels beobachteten, schwiegen wir,
da wir kein Wort besaßen
für das Ende,
das immer von weither kommt und klein ist,
wie ein Pünktchen am Horizont,
bevor es zum Schiff wird, so groß,
wenn man es von unten sieht,

wie die Hälfte des Himmels.

 

Grand Tour, Reisen durch die junge Lyrik Europas © Carl Hanser Verlag 2019